Ich liebe Weihnachten. Hab ich als Kind schon und werde ich mit 90 Jahren wohl auch noch. Natürlich gehört das Plätzchenbacken zu meinen Vorbereitungen dazu. Wenn meine Wohnung nach Zimt, Mandeln oder Vanille duftet, kitschige Weihnachtslieder im Hintergrund dudeln und meine Küche aussieht, als hätte ein Rudel Elfen (oder gruppieren sich Elfen in Herden?) eine ausschweifende Party gefeiert, dann bin ich in meiner Lieblingsjahreszeit angekommen. Geht es dir auch so? Vielleicht auch in abgeschwächter Form? Wenn du auch gerne Plätzchen backst und dein Kind sich ebenfalls auf Weihnachten freut, dann kommen jetzt doppelt gute Neuigkeiten:
- Endlich ist wieder Advent – es kann also losgehen.
- Plätzchenbacken ist quasi gelebte Mathematik.
Es macht Spaß und ist die perfekte Gelegenheit, mit Kindern spielerisch Mathe zu üben. Schließlich ist Weihnachten die Zeit des Gebens, und was könnte schöner sein, als Kindern das Geschenk zu machen, dass Mathe nicht immer „schwere Kost“ sein muss? (Gut, außer der Moment, in dem die ersten Plätzchen fertig sind.) Welche mathematischen Probleme kommen beim Plätzchenbacken auf? Und welche leckeren Lösungsstrategien gibt es?
Heute habe ich meinen ersten Backtag in dieser Saison eingelegt. (Mein Sohn ist mit seinen 6 Wochen noch etwas zu jung, um mir zu helfen, ich bilde mir aber ein, dass er ganz interessiert geschnuppert hat .)
Die ersten (mathematischen) Überlegungen, kann bzw. sollte man sich bereits vor dem Backen machen.
Problem 1: Die Menge
Wie viele Plätzchen brauche ich eigentlich? Will ich nur mich selbst mit einer Woche Dauer-Vanillekipferl-Versorgung glücklich machen, oder habe ich noch fünf Tanten, drei Nachbarn und die Kindergärtnerin meiner Nichte auf der Geschenkliste? Dann wird es knifflig: Wenn jede Person mindestens 15 Plätzchen bekommt, und ich selbst die „Qualitätskontrolle“ nicht vernachlässige (ihr versteht), dann wird aus einer simplen Überlegung schnell eine Multiplikationsaufgabe. Perfekt für Kinder: „Wenn jede Person 15 Plätzchen bekommt und wir 6 Leute beschenken wollen, wie viele Plätzchen brauchen wir?“ Ein bisschen Addition fürs Nachfüllen während des Backens kommt natürlich auch dazu!
Ihr könnt natürlich auch in Gewichten rechnen. Die Anzahl von Plätzchen hängt mitunter ja auch von den verwendeten Ausstechern ab.
Problem 2: Das Rezept
Das Rezept sagt, es ergibt ca. 40 Plätzchen. Aber was, wenn ich 120 will? Ups, jetzt wird’s interessant. Wir müssen das Rezept *hochrechnen* – oder im Fall kleinerer Mengen, *runterrechnen*. Hier sind mitunter Brüche angesagt, und das auch noch in Gramm. „Wenn das Rezept für 40 Plätzchen 250 g Mehl braucht, wie viel brauche ich dann für 120 Plätzchen?“
Problem 3: Von der Tüte in die Schüssel
Hier kommt die Feinmotorik ins Spiel, aber auch die Frage: „Wie viel bleibt übrig?“ Nehmen wir 150 g Mandeln, die aus einer 200-g-Tüte abgewogen werden sollen. Die Kinder lernen, den Rest zu berechnen: „Wenn wir 150 g Mandeln entnommen haben, wie viel bleibt in der Tüte?“ Diese Aufgabe bringt Plus- und Minusrechnen auf den Tisch, im wahrsten Sinne des Wortes. Kleiner Tipp: Lieber nicht *alle* Reste direkt wegsnacken, die könnten wir später noch für andere Rezepte brauchen.
Problem 4: Den Teig „teilen“
Jetzt wird’s praktisch – der Teig muss geteilt werden! Zum Beispiel ein Drittel abnehmen, um Kakao unterzuheben. Doch wie viel ist ein Drittel von 300 g Teig? Eine ideale Gelegenheit, Brüche zu üben. Noch besser: Statt abstrakt zu rechnen, kann man den Teig wiegen oder sogar schätzen und später überprüfen. Kinder können hier richtig stolz sein, wenn sie das geschafft haben – schließlich sieht man das Ergebnis direkt in der Schüssel!
Wenn man bspw. 200 g dritteln muss, braucht man eine geeignete Strategie. Die darf in der Praxis natürlich anders aussehen als in der Theorie. Profi-Tipp von mir: Welche Zahl (kleiner als 200) können wir gut durch 3 teilen? 180? Hervorragend. 20 Gramm bleiben also übrig? Guten Appetit.
Problem 5: Die Anzahl
Der Teig ist fertig, und die Frage lautet: Wie viele Plätzchen bekommen wir daraus? Das hängt natürlich von der Größe der Ausstecher ab. Wenn ein Plätzchen 5 cm Durchmesser hat und wir den Teig auf eine Fläche von 40 cm x 30 cm ausrollen, wie viele Kreise passen auf den Teig? Noch kniffliger: „Wie viele Bleche brauchen wir?“ Hier kann man mit Fläche, Multiplikation und Division jonglieren, während man gemeinsam Plätzchen aussticht. Und ja, es wird auch eine gewisse Anzahl „Unfälle“ geben – ausgerissene Rentiere oder verschwundene Sterne –, aber hey, das gehört dazu.
Problem 6: Die Zeit
Jetzt kommt die Geduldsprobe: Das Backen. Wenn ein Blech 12 Minuten braucht und wir drei Bleche nacheinander backen, wie lange dauert das? Noch spannender: Wie lange dauert es, ein Blech zu füllen, wenn wir für ein Plätzchen etwa 6 Sekunden brauchen? Kinder lernen hier spielerisch, Zeit zu berechnen und ein Gefühl dafür zu entwickeln. Und, ganz ehrlich, nach dem zweiten Blech hilft auch ein Keks zwischendurch, die Geduld zu bewahren.
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Plätzchenbacken ist also nicht nur ein Fest für die Sinne, sondern auch ein wahres Mathe-Training. Kinder merken gar nicht, dass sie üben, während sie abwiegen, teilen und rechnen – sie haben einfach Spaß. Und natürlich könnte man zum Abschluss noch Berechnen, wie lange man überhaupt waff vom de Kekfen haff. Awa mam muff niff alles mafemafisch befrachfen.
Danke für den wunderbaren Einblick in unser Netzwerktreffen! Ich bin so begeistert von der Idee, dass unser Netzwerk-Logo einmal eine…