Erfahre, wie du mit deinem Kind spielerisch Lesen üben kannst, ohne Streit und Frust. Tipps & Tricks für Eltern von Schulanfängern und älteren Kindern!
Dein Kind geht in die erste Klasse und hat Schwierigkeiten beim Lesen? Vielleicht vermeidet es das Lesen sogar komplett, und jedes Üben führt zu Streit und Frust. Vielleicht hat die Lehrkraft deines Kindes dir auch gesagt, dass du mit deinem Kind üben „musst“? Diese Situation ist nicht nur für dein Kind anstrengend, sondern belastet oft auch die gesamte Familie. Doch warum reagiert dein Kind so, und wie kannst du das Üben anders gestalten?
Warum dein Kind sich beim Lesen üben sträubt – die vier psychischen Grundbedürfnisse
Die Konsistenztheorie nach Grawe postuliert in Anlehnung an Epstein vier psychische Grundbedürfnisse.
Die vier psychischen Grundbedürfnisse
Psychische Grundbedürfnisse sind essenziell für das emotionale Wohlbefinden und die Entwicklung eines Menschen. Werden sie erfüllt, fühlen wir uns ausgeglichen und motiviert. Werden sie verletzt, kann dies zu Stress, Frustration oder sogar psychischen Problemen führen.
Bedürfnis nach Bindung
Menschen brauchen stabile und verlässliche Beziehungen. Besonders Kinder sind darauf angewiesen, sich angenommen und unterstützt zu fühlen. Wird dieses Bedürfnis nicht erfüllt, können Unsicherheit, Angst oder soziale Rückzugsreaktionen entstehen.
Bedürfnis nach Kontrolle und Orientierung
Das Bedürfnis nach Kontrolle bedeutet, dass Menschen ihr Umfeld als vorhersehbar und beeinflussbar erleben wollen. Wer sich hilflos oder ausgeliefert fühlt, kann Ängste oder Frustration entwickeln. Struktur, klare Regeln und das Erleben von Selbstwirksamkeit helfen, dieses Bedürfnis zu erfüllen.
Bedürfnis nach Selbstwerterhöhung
Jeder Mensch möchte sich als wertvoll und kompetent erleben. Erfolgserlebnisse und positives Feedback stärken das Selbstwertgefühl. Anhaltende Misserfolge oder Kritik können hingegen das Selbstbewusstsein schwächen und zu Vermeidungsverhalten führen.
Bedürfnis Lustgewinn und Unlustvermeidung
Menschen streben nach positiven Erlebnissen und versuchen, Schmerz oder Frust zu vermeiden. Freude am Lernen, spielerische Elemente und Erfolgserlebnisse können Motivation steigern. Wird Lernen jedoch dauerhaft mit Stress oder Versagen assoziiert, kann es als belastend empfunden und vermieden werden.
Diese Grundbedürfnisse sind eng miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Versuche dich nun, in die Lage deines Kindes zu versetzen. Wie erlebt es den Schultag? Wie fühlt es sich, sobald du sagst: „Wir müssen noch Lesen üben“ oder „Komm, lass uns noch etwas lesen“?
In der Schule sitzt das Kind inmitten seiner Mitschüler und merkt, dass es viel länger braucht, um Wörter zu entziffern. Während die anderen Kinder flüssig lesen, stockt es, wird unsicher und spürt die Blicke der anderen. Vielleicht lachen manche oder verdrehen die Augen. Die Lehrerin ermutigt es vielleicht, aber trotzdem fühlt es sich unwohl.
Bindungsbedürfnis:
Das Kind wünscht sich Unterstützung, Verständnis und das Gefühl, nicht allein mit seinem Problem zu sein. Doch wenn es von anderen belächelt oder von der Lehrkraft zum Üben ermahnt wird, fühlt es sich ausgegrenzt. Es kann das Gefühl entwickeln, dass es weniger wert ist als die anderen, weil es „nicht gut genug“ ist.
Kontrollbedürfnis:
Lesen fühlt sich für das Kind wie eine unkontrollierbare Hürde an. Egal wie sehr es sich bemüht, die Worte wollen nicht richtig zusammenpassen. In der Schule kann es nicht beeinflussen, dass andere besser sind, und zu Hause eskaliert die Situation oft. Es erlebt Kontrollverlust, was Frust und Hilflosigkeit auslöst.
Selbstwerterhöhungsbedürfnis:
Statt Erfolgserlebnisse zu haben, sammelt das Kind vor allem Misserfolgserfahrungen. Jede gescheiterte Leseübung kratzt am Selbstwert. Irgendwann kann es dazu kommen, dass das Kind gar nicht mehr lesen will, um sich vor weiterer Frustration zu schützen. Es entwickelt ein Vermeidungsverhalten, um sich nicht erneut schlecht zu fühlen.
Lustgewinn/Unlustvermeidung:
Lesen wird für das Kind zu einer Quelle von Stress und negativen Emotionen. In der Schule ist es mit Scham und Angst verbunden, zu Hause mit Streit und Druck. Da das Gehirn bestrebt ist, unangenehme Erfahrungen zu vermeiden, kann das Kind beginnen, sich mit Ausreden oder Verweigerung aus den Übungssituationen zu ziehen.
Lesen üben mit Kindern – So geht’s ohne Streit
Um dein Kind beim Lesenlernen zu unterstützen, ohne Druck und Streit zu erzeugen, kannst du das Üben spielerisch in den Alltag integrieren. Hier sind einige kreative Ideen:
Buchstaben-Jagd – Spielerisches Lesen üben
Wenn ihr gemeinsam unterwegs seid, könnt ihr eine „Buchstaben-Jagd“ spielen. Dein Kind sucht gezielt nach bestimmten Buchstaben auf Straßenschildern, Plakaten oder Werbetafeln. Noch spannender wird es mit einem Bingo-Blatt, auf dem verschiedene Buchstaben stehen. Wer zuerst alle findet, gewinnt!
Autokennzeichen-Sätze – Lesen lernen im Alltag
Auf Autofahrten oder beim Spaziergang könnt ihr gemeinsam aus Autokennzeichen kleine Sätze bilden. Zum Beispiel wird aus „M-AB 345“ ein lustiger Satz wie „Mama angelt Bananen“. So verbindet dein Kind das Lesen mit Spaß und Kreativität.
Alltagsaufgaben nutzen – Lesen üben in der Erwachsenenwelt
Kinder, die schon erste Wörter lesen können, kannst du in die „Erwachsenenwelt“ einbinden:
- Lass dein Kind den Einkaufszettel schreiben oder beim Einkaufen einzelne Produkte vorlesen.
- Bitte dein Kind, dir bei Rezepten zu helfen, indem es dir einzelne Zutaten nennt.
- Lass es kleine Notizen oder Nachrichten im Alltag vorlesen, z. B. Postkarten oder SMS.
- Schreibe kleine Post-Its mit lieben Worten für dein Kind und verteile sie in der Wohnung.
Weitere kreative Ideen für Lese- und Wortübungen
Lesespiele für unterwegs und zu Hause
- Werbelese-Schnitzeljagd: Dein Kind sucht im Supermarkt oder auf Plakaten gezielt nach bestimmten Wörtern oder Marken.
- Reim- und Wortkettenspiele: Ihr bildet abwechselnd Wörter, die sich reimen oder thematisch zusammenpassen.
Interaktive Leseübungen
- Escape-Room-Rätsel: Gestalte kleine Rätsel oder Schatzsuchen, bei denen dein Kind Hinweise lesen und entschlüsseln muss.
- Mit Podcasts oder Hörbüchern arbeiten: Dein Kind liest einen Abschnitt aus einem Buch und hört danach denselben Abschnitt als Hörbuch.
Lesen mit Bezug zur Lebenswelt älterer Kinder
- Mit Nachrichten arbeiten: Dein Kind liest altersgerechte Nachrichtenartikel und fasst sie in eigenen Worten zusammen.
- Gaming & Lesen: Viele Videospiele haben spannende Texte und Dialoge – lass dein Kind mitlesen oder Untertitel aktivieren.
Fazit: So wird dein Kind sicher im Lesen
Das Ziel ist, das Lesen üben in den Alltag zu integrieren und dabei positive Erfahrungen zu schaffen. Je mehr dein Kind das Gefühl hat, dass es lesen darf anstatt muss, desto motivierter wird es sein. Mit Geduld, Verständnis und spielerischen Methoden kannst du dein Kind auf seinem Weg zum sicheren Leser begleiten – ohne Stress und Streit!
Meta-Beschreibung: Erfahre, wie du mit deinem Kind spielerisch Lesen üben kannst, ohne Streit und Frust. Tipps & Tricks für Eltern von Schulanfängern und älteren Kindern!
Liebe Pia, danke für deinen inspirierenden Beitrag! Oft vergessen wir in der Diskussion um die kognitiven Vorteile des Lesens, wie…